Geier

Geier
Gei|er ['gai̮ɐ], der; -s, -:
großer Greifvogel mit nacktem Kopf und Hals, starkem, nach unten gebogenem Schnabel und kräftigen, gebogenen, spitzen Krallen, der sich besonders von Aas ernährt:
die Geier kreisten über dem Kadaver.

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Gei|er 〈m. 3
1. 〈Zool.〉
1.1 〈i. w. S.〉 großer Raubvogel
1.2 〈i. e. S.〉 in die nächste Verwandtschaft der Adler u. Habichte gehörender, altweltl. Raubvogel (Aas\Geier, Bart\Geier, Gänse\Geier, Königs\Geier)
2. 〈fig.; umg.〉 habgierige, raffgierige Person
● sie stürzten sich auf die Sachen wie die \Geier; hol dich der \Geier! (Fluch); weiß der \Geier, wo das ist! 〈umg.; ungeduldigich habe keine Ahnung, wo das ist [<ahd. gir, westgerm. *gira(n); zu idg. *ghi „das Maul aufsperren“; verwandt mit Gier, begehren, gähnen, Geifer]

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Gei|er , der; -s, - [mhd., ahd. gīr, eigtl. = der Gierige]:
(bes. in den Tropen u. Subtropen heimischer) aasfressender, großer Greifvogel mit nacktem Kopf u. Hals u. starkem, nach unten gebogenem Schnabel:
der G. kreist über dem verendenden Zebra;
Ü er ist ein richtiger G. (ugs. abwertend; ein habgieriger Mensch);
hol dich, hols der G.! (Teufel);
[das] weiß der G.! (ugs.; Kuckuck).

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Geier
 
[althochdeutsch ɡīr, eigentlich »der Gierige«], zusammenfassende Bezeichnung für adlerartige, große, mit wenigen Ausnahmen (z. B. Palmgeier) Aas fressende Vögel aus den beiden systematischen Gruppen Altwelt- und Neuweltgeier; mit über 20 Arten v. a. in den Tropen und Subtropen der Alten beziehungsweise Neuen Welt verbreitet. Gemeinsam ist den Geiern (als Konvergenzerscheinung), dass ihr Kopf und ihr (langer) Hals meist nackt oder nur wenig befiedert sind. Die Geier sind in der Regel hervorragende Segelflieger mit langen, breiten Flügeln, deren Handschwingen im Flug aufgefächert werden können. Als Aasbeseitiger erfüllen die Geier eine wichtige Funktion in der Natur.
 
Die Altweltgeier stellen eine Gruppe von 15 Arten innerhalb der Habichtartigen dar, bisweilen werden sie als eigene Unterfamilie Aegypiinae behandelt. Bekannt sind u. a.: Bartgeier (Lämmergeier, Gypaetus barbatus), in Südeuropa, in großen Teilen Asiens, in Nordafrika, vereinzelt im östlichen und südlichen Afrika; bis 115 cm groß, Flügelspannweite bis fast 3 m; schwarze Borstenfedern bilden am Kinn einen langen, abstehenden »Bart«. Gänsegeier (Gyps fulvus), etwa 1 m groß, Flügelspannweite bis 2,4 m; v. a. in den Gebirgen und Hochsteppen Nordwestafrikas und großer Teile Südeurasiens (in Europa v. a. noch in Spanien und den Balkanländern); vorwiegend sandfarben; gänseartiger Hals mit dichter, weißer Halskrause. Der Schmutzgeier (Aasgeier, Neophron percnopterus) ist etwa 70 cm lang, vorwiegend weiß und kommt in Afrika, Südeuropa und Westasien bis Indien vor; mit nacktem, gelbem Gesicht; Hinterkopfschopf. Über 1 m lang und dunkelbraun bis schwarz ist der in den Mittelmeerländern und in Asien bis zur Mongolei lebende Mönchsgeier (Kuttengeier, Aegypius monachus), mit einem Halskragen aus schmalen, braunen Federn. Kein Aasfresser (deshalb Kopf und Hals befiedert) ist der bis 60 cm lange Palmgeier (Geierseeadler, Angolageier, Gypohierax angolensis) in den Regenwäldern West-, Süd- und Ostafrikas; Gefieder weiß, mit schwarzen Arm- und Handschwingen, weiße Endbinde am schwarzen Schwanz. Er ernährt sich vorwiegend von den Früchten der Öl- und Raphiapalme.
 
Die Familie Neuweltgeier (Cathartidae) gehört nach neueren Erkenntnissen zu den Storchenvögeln und nicht zu den Greifvögeln; sie hat sieben Arten: Als Kondor werden bezeichnet: 1) der in den Anden Südamerikas lebende Andenkondor (Vultur gryphus); bis 1,3 m groß, Flügelspannweite etwa 3 m; mit nacktem, fleischfarbenem Kopf und Hals, weißer Halskrause und silbergrauen Armschwingen; Männchen mit fleischigem Scheitelkamm; 2) der Kalifornische Kondor (Gymnogyps californianus), er unterscheidet sich von Ersterem durch gelblich roten Kopf und Hals, schwarze Halskrause und fehlende Flügelzeichnung. Der Königsgeier (Sarcorhamphus papa) ist fast 80 cm groß und kommt in Südmexiko bis Südbrasilien vor; Gefieder gelblich und grauweiß mit schwarzen Flügeln und grauer Halskrause; Kopf und Hals nackt, leuchtend rot und gelb gefärbt. Vom südlichen Kanada bis über fast ganz Südamerika verbreitet ist der etwa 75 cm lange und fast 1,7 m spannende Truthahngeier (Cathartes aura); Körper mit Ausnahme des nackten, roten Kopfes schwarz. Etwa kolkrabengroß und schwarz ist der Rabengeier (Urubu, Coragyps atratus), der in den südlichen USA sowie in Mittel- und Südamerika lebt.
 
 
W. Fischer: Die G. (Wittenberg 21974);
 Jürg P. Müller: Der Bartgeier (Chur 31995).
 

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Gei|er, der; -s, - [mhd., ahd. gīr, eigtl. = der Gierige]: (bes. in den Tropen u. Subtropen heimischer) Aas fressender, großer Greifvogel mit nacktem Kopf u. Hals u. starkem, nach unten gebogenem Schnabel: der G. kreist über dem verendenden Zebra; in den Baumkronen warteten schon die G.; dass gewisse vornehme Leute einander wie die G. anfallen (Hauptmann, Schuß 23); Ü er ist ein richtiger G. (ugs. abwertend; ein habgieriger Mensch); die Typen um dich rum ... sind durch die Bank lauter G. (habgierige Leute; Fels, Sünden 49); *hol dich, hols der G.! (↑Teufel);[das] weiß der G.! (ugs.; ↑Kuckuck): Zärtlichkeitsgefühl von einem Mann, der alles sein konnte: Bruder, Geliebter, Vater, weiß der G.! (Eppendorfer, Ledermann 113).

Universal-Lexikon. 2012.

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